Orte und Emotionen

An unterschiedlichen Orten denken, fühlen und machen wir unterschiedliches:  Im Schwimmbad haben wir Spaß und vergessen unseren Alltag. In der Kirche sind wir andächtig. Wir erinnern uns gemeinsam an das Leben und den Tod. In der Natur fühlen wir uns oft eingebunden. Wir kultivieren diese Umgebungen und pflegen deren Abgrenzungen. Oft werden sie von Ritualen begleitet. Sie tun uns gut. Wie sieht es mit der Lernumgebung zu Hause und in der Schule aus? Welche Gefühle und Erinnerungen verbindet Ihr Kind mit seinen Lernorten?

Ist Ihr Kind bereits gestresst, weil es weiß, dass es gleich am Schreibtisch sitzen muss?

Wenn sich Ihr Kind an den Schreibtisch setzt, welche Gefühle und Erinnerungen hat es? Sind es Erinnerungen: Gestern habe ich meine Hausaufgaben schnell erledigt und das machte mich richtig glücklich? Oder erinnert es sich an einen Streit, den Sie zusammen hatten?

Das Gehirn verknüpft mit der Lernumgeben die Geühle, die dort vorherrschten und speichert sie ab. Dieses wirkt sich widerum auf die Motivation aus. Habe ich schlechte Erinnerungen und erlebe immer wieder Stress beim Schreiben, Lesen oder Rechnen, bin ich am folgenden Tag nicht motiviert.

Lassen Sie uns also schauen, wie wir eine Lernumgebung für Ihr Kind schaffen, die ansprechend, motivierend und einladend ist.

Vorteile einer bewusst gestalteten Lernumgebung

  • Das Gehirn ist ein Gewohnheitstier: setzt sich Ihr Kind an immer den gleichen Platz zum Lernen, kann es sich zunehmend schneller auf das Lernen einstimmen. Das Gehirn merkt sich die Aufgabe zum Ort: Hier habe ich die letzten Male gelernt, es war schön, das will ich wieder tun.
  • Eine leise Lernumgebung ist eine gute Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Es gibt jedoch auch Menschen, die sich bei Musik im Hintergrund besser konzentrieren können. Testen Sie mit Ihrem Kind aus, was besser zur Lernstimmung passt.
  • Eine bewusst gestaltete Lernumgebung motiviert zum Verweilen. Sie ist auf Ihr Kind zugeschnitten und unterstützt es beim Lernen. 
  • Die Lernumgebung ist nicht alles, natürlich gehört auch Ausdauer, Konzentration und Fleiß zum guten Lernen dazu. Die Ausgestaltung der Lernumgebung bietet jedoch einen Rahmen für eine nette Lernathmosphäre.

Was gehört zu einem guten Lernumfeld dazu, das eine freundliche, motivierte und konzentrierte Lernatmosphäre erlaubt?

Impulse für eine gute Lernatmosphäre

Lernatmosphäre bei Hausaufgaben

Die Gestaltung der Lernumgebung kann richtig viel Spaß machen und ist ein guter Ausgangspunkt für Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Schauen Sie, welche Ideen Sie gerne übernehmen möchten. 

Gefühlswelt

Sie kennen Ihr Kind ganz genau und wissen um die Gefühle Ihres Kindes bescheid. Doch wie geht es IHNEN? Werden Sie sich im Vorfeld Ihrer eigenen Gefühle bewusst: was fühle ich gerade? Wie war mein Tag? Wieviel Geduld kann ich heute bei den Hausaufgaben aufbringen? Habe ich bereits Angst, mein Kind an die Hausaufgaben zu erinnern? Befürchte ich wieder eine Auseinandersetzung?

Sie können mit Ihrem Kind eine Musik vereinbaren, die Sie spielen, wenn es mit den Hausaufgaben losgeht. Oder ein kuscheliger Lernunterstützer (eine Handpuppe oder ein eigens dafür vorgesehenes Lerntier) erinnert Ihr Kind an die Pflicht und sitzt auch am Schreibtisch solange die Hausis gemacht werden.

Fester Lernplatz

Für viele Kinder ist es bedeutsam, dass sie immer am gleichen Ort lernen. Am Besten ist es, wenn auf dem Schreibtisch nur die Hefte und Bücher zu finden sind, die Ihr Kind gerade zum Erledigen der Hausaufgaben benötigt. Möglicherweise steht dort noch ein Glas Wasser. Kinder mit Lernschwierigkeiten profitieren ganz besonders vom festen Lernplatz. Denn der Kopf muss sich nicht immer wieder neu auf die neue Lernumgebung einstellen, sondern kann sofort mit dem Lernen starten. Wenn Ihr Kind immer am gleichen Lernplatz lernt, verknüpft das Gehirn diesen Ort mit dieser Tätigkeit. So kommt es immer schneller und ablenungsfreier zum Lernen. So kann es besser Lernen.

Lernrituale

Kleine Rituale helfen dem Lernenden, in die Lernwelt hineinzukommen. Dies kann eine bestimmte Musik im Vorfeld des Lernens sein. Oder ein Lern-Kuscheltier begleitet Ihr Kind während des Lernens. Vielleicht möchte Ihr Kind dem Kuscheltier den Lernstoff erklären. Mit einem kurzen Spruch wie “Jetzt lerne ich” startet Ihr Kind das Lernen. Ein bestimmter Duft (leichter Lernen) kann ein sinnlicher Impuls und Begleiter beim Lernen sein und positive Lernatmosphäre schaffen.

Ablenkung

„Und selbst wenn nichts auf dem Schreibtisch liegt, kann man mit dem Bleistift spielen.“ hörte ich einmal von einem Elternpaar. Ja, das stimmt. Was können Sie tun, um Ihr Kind ablenkungsfrei durch die Hausaufgaben gehen zu sehen?

Sorgen Sie für so wenig Ablenkung wie möglich: Geschwister nicht hörbar? Fernseher aus? Gegessen und getrunken? Auf Toilette gewesen? Die eigenen Grundbedürfnisse müssen soweit gestillt sein, dass ein ruhiges Sitzen möglich ist.

Sprechen sie mit Ihrem Kind und beobachten Sie es: sind es die eigenen Gedanken, die störend sind? Denkt Ihr Kind: „Das schaffe ich eh nicht“ oder geht es mit einem Forscherdrang an die Aufgaben ran?

Duft

Jede Umgebung hat ihren ganz eigenen Geruch. Im Kino duftet es nach Popcorn. Sehe ich Popcorn, erinnere ich mich an Kino und es tauchen sofort Gefühle auf, die ich mit diesem Ereignis verbinde: Freude, Spannung, Genuss.

Setzen Sie Düfte dezent und gezielt ein.

  • Konzentration: Zitrone, Grapefruit, Rosmarin. Diese Düfte wirken meist belebend und frisch.
  • Beruhigung: Lavendel.
  • Selbstvertrauen und Erdung: Bergamotte

Es gibt auch fertig zubereitete Duftöle wie „Leichter Lernen“ (Primavera).

Das Einsetzen eines Duftes kann zu einem kleinen Ritual werden. Tropfe oder sprühe ich einen Duft, so weiß ich: „Jetzt lerne ich!“ Rituale helfen uns, Schwellen zu beschreiten. Sie erleichtern Übergänge. Hier wäre es der Übergang zwischen Spielen und Lernen.

Farben für die Lernumgebung

Für die Farbsetzung gilt das Gleiche wie für den Duft: Farben und Düfte haben Wirkung auf uns. Setzen wir sie gekonnt ein, können wir besser lernen. Erleben wir immer wieder die gleiche Farbe bei gleicher Tätigkeit, konditionieren wir unser Gehirn und Konzentration stellt sich ein.

  • Gelb: Konzentration, Optimismus
  • Orange: löst Ängste und Anspannungen, belebt
  • Grün: Erfolg, Gesundheit
  • Blau: beruhigend, Heilung fördernd

Probieren Sie es aus. Welche Wirkung nehmen Sie wahr?

Ausprobieren, sprechen, experimentieren

Ich lade Sie ein, mit der Lernumgebung zu spielen, mit Ihrem Kind zu sprechen und zusammen eine kleine Lernoase zu schaffen, die inspirieren wird!

Natürlich wird nicht sofort alles besser. Die Gestaltung der Lernumgebung ist ein Prozess, der Sie und Ihr Kind näher bringen wird. In gemeinsamen Gesprächen erfahren Sie mehr über die Gedanken und Hindernisse beim Lernen und können gemeinsam positive Ergebnisse fördern.

Ich bin auf Ihre Erfahrungen gespannt!

Ihre Eva Sroka

Aktualisiert am 25.04.2022